Sein nunmehr einem Monat standen immer wieder Vor-Überlegungen zu einem Buch im Zentrum dieser Einträge, das immer noch nicht geschrieben ist. Und doch schon konkrete Formen angenommen hat und sich auf konkrete Formulierungen beziehen kann. Denn es steht nicht in Frage, was dort zu erzählen sein wird, sondern die Frage des WIE. Denn die neue Publikation wird sich in keiner Weise an die Erfahrungen mit bisherigen Publikationen anheften. Ein "Weiter so" wie bisher ist nicht mehr möglich.
Diese gesamte Woche wurde kein einziger neuer Text, trotz zahlreicher Empfehlungen, gelesen. Stattdessen wurde Menschen zugehört, die etwas im Themenumfeld der eigenen Arbeit zu sagen hatten: Drei Tage auf der CES in Las Vegas [1], einen Tag beim (Verband der Zeitschriftenverleger) MVFP in Berlin [2], zwei Tage auf der DLD [3] in München.
Bei den Veranstaltungen, über viele Jahre persönlich aufgesucht, wurden viele Gespräche geführt und neue Verbindungen geknüpft. Dieses in diesem Jahr nicht getan zu haben, war auf der einen Seite mit einem grossen Bedauern verknüpft. Auf der anderen Seite hat die Online-Teilnahme an all den Veranstaltungen, Vorträgen und Gesprächen zu einer Verdichtung der Inhalte geführt, die sich so bei einer realen Präsenz vor Ort so nicht eingestellt hätte.
All diese Veranstaltungen werden wieder wichtig werden, wenn es darum gehen wird, die Inhalte des neuen Buches vor- und zur Diskussion zu stellen. Derzeit aber stellt sich immer noch die Frage nach seiner Genese.
Ein Buch der alten Schule wäre weitgehend aus gedruckten Texten heraus entwickelt und durch diese in seinen Inhalten begründet worden.
Ein Buch, das jetzt ’geschrieben’ wird, ist im Grunde eine hybride Angelegenheit, sobald man all diese neuen medialen, auch online präsentierten Inhalte mit aufgreifen und vermitteln will.
Das neue Buch, das seine Gültigkeit wahren und über diese Zeit hinausweisen will, mag sich ganz neu präsentieren und formatiert sein, und wird dabei dennoch vielleicht bewusst an Vermittlungsverfahren anknüpfen, die bis dahin schon als verloren gegangen galten und so wieder als eine neue, erlesene Qualität entdeckt werden.
Die deutlichsten Ansagen aus diesen Veranstaltungen dieser Woche:
– Von Rechnern nach eigenen Vorgaben, sogenannten prompts, erstellte Text haben heute schon eine sprachlich höhere Qualität als das übliche sprachliche "deutsche Mittelmass".
– Die Lektüre von Texten erfolgt nunmehr und nur noch kursorisch - und das nicht nur bei vielen der Studierenden an der eigenen Hochschule, sondern auch bei den hoch qualifizierten Fachkräften in den Thinktanks und Consulting-Agenturen.
– Der Dialog wird - selbst wenn es ’nur’ um Text geht - multi-medial sein, interaktiv und iterativ.
Schon früh wurde die Frage gestellt, ob es eine gute Entscheidung sei, überhaupt noch Bücher zu schreiben.
Aber jetzt, wo diese Entscheidung gefallen ist, machen diese neuen Umstände und Einflüsse es wahrlich nicht leichter, Sinn und Form erneut in Einklang zu bringen: ein Klang, der sowohl zu einer hohen inhaltlichen Qualität beiträgt, als auch nach Aussen hörbar, wahrnehmbar, konsumierbar ist.
Die Überschrift: "Noch ein Buch - ein Buch? - ein Buch!" markiert die Etappen dieses Prozesses. Und führt zu folgenden Ergebnissen:
– Schreibe einen handhabbaren Text
– Der Text muss tragbar, ertragbar und konsumierbar sein
– Auch ein Sachbach kann, ja muss sinnlich sein können
– Komponiere die Inhalte so, dass jeder Abschnitt für sich selbst stehen kann
– Geschichte - in Form Geschichten erzählt - kann spannend werden
– Baue Cliffhänger ein, die zum Binchreading verführen
– Habe keine Scheu vor Online-Quellen und Medien - als einem eigenständigen Erlebnis
– Zitiere korrekt, aber kompetent - und diskret
– Auch das eigene Subjekt ist eine authentische Quelle
– Keine Angst scheinbar Bekanntes infrage zu stellen oder Buzzwords neu zu fassen
– Trau Dich was: aus AI = Artificial Intelligence AI = Assembled Intakes zu machen
– Wenn Du genug von der Sache verstehst, beweise es durch Klarheit und Weitsicht
– Weniger kann mehr sein.
So, auch mit all diesen Anregungen ist das eigene nächste Buch noch nicht geschrieben. Aber all die hier zusammengestellten Punkte sind keinem Lehrbuch entnommen, sondern dem eigenen Leben: Sie sind für das Eigene in einem Kontext geschrieben, den so kein Rechner hätte ausformulieren können - und zugleich für all jene, die sich mit ähnlichen Fragen beschäftigen.
WS (für CB)