Klausur, Tag 4 (Hoepker)

VON Dr. Wolf SiegertZUM Sonntag Letzte Bearbeitung: 10. Dezember 2023 um 19 Uhr 00 Minutenzum Post-Scriptum

 

Dieser Sonntags-Foto Beitrag ...

... knüpft an an die persönliche Begegnung mit Thomas Hoepker und seiner Frau Christine in Berlin, auf die in diesen beiden vorangegangenen Beiträgen Bezug genommen wurde:

 Goodbye "Funk" -> Welcome "Photo"

 Bobby Sager

... und zitiert zwei seiner Fotos aus dem NDR Dokfilm vom 08. November 2023 ...

Dear Memories [1]

... der noch bis zum 6. Februar 2024 über diesen hier eingespielen Link in der ARD-Mediathek abgerufen werden kann ...

... da diese in einem im ersten Moment vielleicht unvermittelten und doch unmittelbaren Verhältnis zu dem derzeit in Arbeit befindlichen Buch stehen.

Denn sie zeigen - exemplarisch - die damals noch analoge Welt eines "Telephons" und eines Fernsehers. Und das im Kontext mit den Menschen, für die diese Geräte eine Bedeutung hatten ...

... und das, ohne dass man sie beim Telefonieren oder beim Fernsehen erlebt, sondern vielmehr im Beisein dieser Geräte.

Heute ist der Gebrauch solcher Geräte, bzw. ihrer Funktionen, inkrementell, ja: immersiv. Die VR-Brille nimmt den Menschen ’die Sicht’, um sich in die in ihr generierten Bildwelten einbinden zu lassen. Und die Ear-Buds ersetzen nicht das zwangsläufig angeschaffte Hörgerät der Alten, sondern sie vermitteln einen vor allem bei vielen jüngeren Menschen den aus freiem Willen aufgerufenen Sound-Track für eine jeweils eigene Wirklichkeitserfahrung.

In dem Buch endet die Antwort auf die Frage nach dem "Was-kommt-danach?" nicht mit dem Verweis auf den Trend, dass die Orientierung an der Virtuellen Realität sich einerseits bis hin in ein Metaversum erweitert und zugleich wieder den Anschluss an das Hier und Jetzt mittels XR, Extended Reality, sucht: Vielmehr wird nach der zukünftigen Bedeutung der Qualitäten von Hör- und Seh-Erfahrungen gefragt, die über solche digitalen Einflüsterungen und Einblendungen weit hinausgehen. Oder sie sogar hinter sich lassen.

P.S.

Diese ’Verabredung" muss nicht entfallen, kann sie doch beim Sonntagsfrühstück durchgeführt und hier an dieser Stelle als Link zitiert werden. Es geht um den Deutschlandfunk-Beitrag von Mathias Greffrath in "Essay und Diskurs": Bildungspolitik. Neue Zeiten, neue Schulen

Neue Zeiten, neue Schule

Klimawandel, Kriege, Digitalisierung: Was sollten die Bürger des 21. Jahrhunderts angesichts großer Umbrüche wissen? Und was heißt das für unser Bildungssystem? Schulen könnten in solchen Zeiten zu Werkstätten einer Gesellschaft im Aufbruch werden.

Darin werden gleich zu Beginn diese Sätze von Willy Brandt aus der Regierungserklärung aus dem Jahr 1969 - also von vor mehr als fünfzig Jahren - im O-Ton wiedergegeben:

„Die Bundesregierung beabsichtigt, verstärkt Haushaltsmittel für die Förderung der Informatik und der Entwicklung von Computer-Sprachen einzusetzen. Diese Seite der Datenverarbeitung ist besonders umfangreich und erfordert mehr Mittel als die Entwicklung der eigentlichen Rechenmaschinen. Man übertreibt nicht, wenn man der Computertechnik eine katalytische Wirkung nicht allein für die gesamte wissenschaftlich-technische Entwicklung zuspricht, sondern weit darüber hinaus auch für die industrielle Produktion, die Verwaltung und andere Bereiche.“

„Die Auswirkungen von Umweltschädigungen erscheinen (...) nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich verschoben, so dass eine erhebliche Zeitspanne zwischen der Verursachung und der schädlichen Wirkung liegen kann. Die Gefahren werden häufig erst erkannt, wenn sie sich bereits millionenfach vervielfältigt haben. (…)
Man sollte daraus die Lehre ziehen, dass es insgesamt schon viel später ist, als wir denken möchten. Maßnahmen, die wir heute ergreifen, werden unheilvolle Prozesse unter Umständen erst in Jahren unter Kontrolle bringen können.
Es geht, meine Damen und Herren, um nicht weniger als darum, den Zusammenbruch unseres ökologischen Systems zu verhindern.“

Greffrath zitiert den Medienphilosophen Roberto Simanowski mit der Forderung, dass "nicht nur ein Informationsupdate" notwendig wäre, "sondern zugleich ein Perspektivenwechsel: vom Nutzungs- und Verfügungswissen zur Reflexion der gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung.“

Bingo!

Anmerkungen

[1

Thomas Hoepker schuf mit seinen Fotografien, wie etwa der berühmten Muhammad-Ali-Serie, ein Stück Zeitgeschichte. Er zählt zu den bekanntesten Fotografen der weltweit angesehenen Agentur Magnum Photos und agierte mehrere Jahre lang als ihr Vorsitzender und ehrenamtlicher Präsident. Im Jahr 2017 erhielt Thomas Hoepker die Diagnose Alzheimer. Doch er verfolgt noch einmal einen großen Traum: einen Roadtrip durch die USA gemeinsam mit seiner Frau Christine Kruchen zu erleben. Der Dokumentarfilm "Dear Memories" begleitet diese Reise auf besondere Art und Weise

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