Zwei Sonntagsfotos der besonderen Art

VON Dr. Wolf SiegertZUM Sonntag Letzte Bearbeitung: 9. Februar 2024 um 01 Uhr 39 Minutenzum Post-Scriptum

 

Serendipity: An diesem Vormittag trafen über den Nachrichten-Dienst "Signal" zwei Aufnahmen von zwei befreundeten Personen aus ihrem jeweiligen persönlichen Umfeld ein, die geradezu exemplarisch für die Welt des Männlichen und des Weiblichen stehen könnten. Sie wurden hier aber erst am Ende dieses Tages nach deren Freigabe durch diese beiden Personen eingestellt - und sprechen für sich selbst:

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P.S.

Nachtrag vom 8. Februar 2024

Es war ebenso vielfältig als auch unerwartet, welche Reaktionen dieser Bild-Beitrag seit seiner Veröffentlichung ausgelöst hat. Der immer wieder gern zitierte Satz, dass ein Bild mehr zu sagen vermag als tausend Worte, hat sich in der Nachfolge der Publikation dieser Seite in einer so nicht erwarteten Dynamik bestätigt: Von Reaktionen, die diese Darstellung als absolut zutreffend positiv herausgestellt haben, bis hin zu einer Kritik an der Formulierung, dass diese beiden Abbildungen "geradezu exemplarisch für die Welt des Männlichen und des Weiblichen stehen könnten".

Der wichtigste Kritikpunkt aber lautete, dass in dieser Darstellung eine scheinbare Objektivität obwalten würde, die es so nicht gäbe. Es reiche nicht, nur darzustellen, was geschehen sei, wenn man zugleich diesen Bildern eine Zuschreibung angedeihen lasse, die den Persönlichkeiten der jeweiligen Urheber nicht angemessen sei. Diese Bilder stünden eben nicht n u r für das Männliche oder n u r das Weibliche und die damit - und sei es auch nur in der Projektion der LeserInnen - konnotierten Persönlichkeiten würden damit auf ein Klischee reduziert, dass sie damit viel zu sehr einengen würde. Zumal in dieser Art der Darstellung die Position des Autors vollständig im Verborgenen bleiben würde.

Das im nachfolgenden Gespräch vorgetragene Argument, sich möglichst von jeglicher Zuschreibung fernhalten zu wollen, konnte nicht überzeugen. Vielmehr kam die Gegenfrage auf, was man denn als Autor dazu zu sagen habe. Denn das sei doch das eigentlich Interessante jenseits des mit dem Wort "Serendipity" gekennzeichneten Umstandes, das zu gleicher Zeit zwei befreundete Personen Bilder aus ihrem persönlichen Umfeld geschickt hatten, mit denen doch auch der Autor direkt oder indirekt im Zusammenhang stünde.

Daher an dieser Stelle nochmals Kriterien / Beweggründe, die zur Auswahl dieser beiden Bilder eine Rolle gespielt haben.

Beide stellen auf jeweils ihre eigene Art und Weise eine künstlerische Installation dar. Hier werden Dinge dargestellt und herausgestellt, die für diese beiden Personen eine Bedeutung gewonnen haben, über die sie sich jetzt austauschen wünschen. Mögen sie auch nicht als Exponat für eine Galerie geplant worden sein, so wurden sie doch zunächst mit Bedacht und Empathie aus eigenem Antrieb zusammengestellt, und sodann zur Erfreuung des Autors abgelichtet und an ihn übermittelt. Dass er diese dann auch öffentlich gemacht hat, eben weil er den in seinem Sinne künstlerischen Ansatz des Arrangements würdigen will, war und wird dabei nach wie vor nicht infrage gestellt, wohl aber wird danach gefragt, was ihn dazu persönlich motiviert hat.

Beide Positionen, die von der ’Gesetzmässigkeit’ von Zufällen, als auch die von einem Kunstverständnis, das selbst in einem noch so kleinteiligen Arrangement eine hohe Güte zu erkennen vermag, sind persönlich Positionen des Autors: Die Erste, um es ganz verknappt zu sagen, entwickelte sich aus der Abarbeitung wissenschaftlicher Fragestellungen, die oft nicht hätten gelöst werden können, wenn nicht Irrtümer und schier unerwartete Ereignisse dazu beigetragen hätten. Die Zweite lässt sich am kürzesten auf den Punkt bringen mit dem Hinweis auf einen nachhaltig prägenden Aufenthalt in einem Steingarten im Nordwesten der Stadt Kyoto, der die Sicht auf ’Dinge’, ihre Wirklichkeit u n d Wirkung, seitdem neu geprägt hat.

Es gibt zwei weitere Punkte, die jeweils von zwei weiteren ’Gegensatzpaaren’ geprägt sind, die in der eigenen Lebensgeschichte und Wahrnehmung - immer wieder und immer noch eher vermehrt - nicht als Gegensatz, sondern als ein Ensemble wahrgenommen werden. Es sind die allseits bekannten Pole von Technik und Natur einerseits und vom Weiblichen und Männlichen andererseits.

Um auch hier ein Riesenthema in wenigen Sätzen zu fixieren: Die in dem weiblich konnotierten Bild geradezu überströmende Sinnlichkeit ist in dem eigenen Erleben auch in dem Schwenk der Bewegtbildkamera über die Kakteen und die Kameras zu entdecken. Die Fotografie des weiblich konnotierten Bildes lässt eine Position erkennen, der Schwenk in dem männlich konnotierten Bild eine Haltung (wobei wir schon bei einem weiteren Begriffspaar wären, das wir jetzt aber aussen vor lassen ...).

Um es hier nochmals - und damit ebenso abschliessend wie zugleich als einen Aufruf zu formulieren: Bei aller zunächst offen-sichtlichen Zuschreibung des Weiblichen und des Männlichen wurde über diese Auswahl dieser beiden Bilder auch - und gerade deswegen - so entschieden, da jedes von ihnen immer eine Dichotomie zwischen diese Polen signalisiert, eine Mehrdeutigkeit, die zugleich Anlass für einen notwendigen wie sinnstiftenden Dialog zwischen diesen beiden evoziert, also hervorruft, ja, herausfordert. Für den Autor - und offensichtlich auch seine Leserinnen.

Auch wenn dies derzeit en vogue sein mag, geht es an diesem Punkt - bei aller Berechtigung, ihn aufzurufen - weniger darum, jene Menschen voll und ganz anzuerkennen, die sich weder als dominant weiblich noch männlich zu lesen vermögen, oder können: Es geht hier darum, dass jede Persönlichkeit in sich selbst die Möglichkeit hat oder dazu entwickeln können sollte, in sich selbst das Weibliche im Männlichen, und umgekehrt, das Männliche im Weiblichen zu erkennen, anzuerkennen und er-leben zu können.

Deshalb also dieses Bilder-Paar, seine Auswahl und Präsentation? Wahrscheinlich "Ja". Und deshalb diese ergänzenden Zeilen, verbunden mit dem Dank, aufgefordert worden zu sein, sie zu schreiben.

WS.