Es ward Licht!

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 4. Februar 2024 um 14 Uhr 00 Minuten

 

Finissage, 02. Februar 2024, 18:00 Uhr
Guardini Galerie, Askanischer Platz 4, 10963 Berlin

Lux aeterna
Mit künstlerischen Positionen von Peter Weibel, Mark Lammert, Christian Pilz und dem Künstlerduo Charlotte Dachroth & Ole Jeschonnek

Kuratiert von Frizzi Krella

La couleur n’est pas ce qui m’intéresse.
C’est la lumière que je recherche. (Mark Rothko)
(Es ist nicht die Farbe, die mich interessiert. Es ist das Licht, das ich suche.)

Mit dem Titel LUX AETERNA stellt die Ausstellung sowohl das Licht als künstlerisches Medium als auch seine gleichzeitige Anwesenheit und Abwesenheit in den Mittelpunkt. Nur vier künstlerische Positionen stehen sich dabei gegenüber und überführen das „ewige Licht“ in ein Schwingen von Raum und Zeit.

Im Zentrum steht Peter Weibels Videoinstallation MEDIA MAY REWIND REALITY (Medien können die Realität zurückspulen) aus dem Jahr 1970 – eine posthume Hommage an den in diesem Jahr verstorbenen Künstler und sein außergewöhnliches Leben und Wirken. Das Video einer brennenden Kerze wird rückwärts abgespielt; die Kerze wächst allmählich, während eine physische Kerze, die auf dem Fernsehgerät platziert ist, langsam niederbrennt und schließlich erlischt. In einer Art Vanitas-Darstellung verschmelzen Unendlichkeit und Endlichkeit miteinander. Die brennende Kerze wird zu einem Lux aeterna.

In den Bildern von Mark Lammert geht es darum, wie Farbe sich mit dem Grund verbindet, wie sich schichtweise Übermalungen zu immer neuen Tönen formen, die Farbe Reliefs bildet, in denen sich das Licht reflektiert oder bricht. Es geht um die Hintergründe, die oftmals zu Vordergründen werden. Das ist Malerei im eigentlichen Sinne, die kein Mittel zum Zweck ist, sondern gleichsam der Zweck selbst. Lammert trägt Figurenfragmente, die sich als verdichtete Zeichnung lesen lassen, vor weißem oder schwarzem Hintergrund mit reicher Farbpalette auf, immer wieder übermalt, erweitert oder reduziert. Ihre Konturen sind teilweise scharf, teilweise unscharf. Wir haben es hier tatsächlich mit Effekten aus der Fotografie zu tun: Bildüberblendungen, Unschärfen, Verwackelungen. Das Bild erzählt vom Erscheinen, vom Zum-Vorschein-Kommen und Verschwinden, sowie von Verletzung und Zerstörung, ist Ziel und Fragment in einem. Es hat keine Erzählung, sondern ist „gestaltgewordene Wahrnehmung“ (Matthias Flügge). Mit Marc Rothko gesprochen: „Es ist nicht die Farbe, die mich interessiert. Es ist das Licht, das ich suche.“

Dagegen gehen Charlotte Dachroth und Ole Jeschonnek in ihrer Lichtinstallation BEINGLIGHT dem gleichzeitigen Sein und Nichtsein von Licht nach und verschieben so die Grenzen des Bekannten. Was ist Licht? Das Licht zeigt sich selbst als visuell erlebbare Materie. Es widerspricht erlernten Sehgewohnheiten und schwebt frei um die Quelle. Im Raum zeigt sich die materialisierte Helligkeit an unerwartetem Ort.
Inspiriert von und in der Auseinandersetzung mit Edward Youngs „Night-Thoughts“ und Novalis‘ „Hymnen an die Nacht“ schafft der Zeichner Christian Pilz vor dem Hintergrund der Frühromantik eigene subtile Welten. Er arbeitet mit dem Spiel von Hell und Dunkel, Tod und Leben, Licht und Schatten, Materie und Nichtmaterie. Seine mit Graphitstift gezeichneten Entwürfe – hier in der Ausstellung die „Eklipse“ – erwachsen zu parallelen Welten mit eigenen Gesetzmäßigkeiten, sie bilden selbst einen Kosmos.

Der Titel der Überschrift, die schon im Vorfeld so gewählt worden war, taucht im Gespräch mit der Kuratorin Frizzi Krella wieder auf. Wie auch der Verweis auf den musikalischen Teil mit Mitgliedern des Chors Bacanta:

dessen Vortrag in Folge des grossen Erfolgs gleich an einem zweiten Ort [1] wiederholt wurde:

bevor wir dann unseren Dialog weiter fortsetzen: